Gegen 12:30 Uhr kam es zu einem Landesweiten Stromausfall in Spanien. Auch Portugal, Frankreich und Andorra sind betroffen.
Die Ursache dafür ist noch unklar.
Die spanische Cybersicherheitsbehörde INCIBE prüfte kurz nach dem Vorfall auch ob ein Hackerangriff die Ursache für den landesweiten Stromausfall sein könnte, doch bereits am 30.04.2025 wurde mitgeteilt, dass es sich um keinen Hackerangriff gehandelt hat.
- In Madrid wurde die U-Bahn evakuiert. Der Verkehr ist teilweise zusammengebrochen und es wird von nicht notwendigen Reisen abgeraten.
- An den Flughäfen kommt es zu Verzögerungen bei den Kontrollen.
- Supermärkte blieben am Nachmittag geschlossen oder stellten auf reine Barzahlung um.
- Das spanische Abgeordnetenhaus hat für heute alle Sitzungen abgesagt.
- Krankenhäuser konnten durch den Einsatz von Netzersatzanlagen nach Angaben des spanischen Gesundheitsministeriums weiter ihren Dienst tun.
- Mittlerweile gibt es auch Probleme mit dem Mobilfunknetz.
- Für Nachmittag ist der nationale Sicherheitsrat einberufen worden.
Anmerkung von mir zu den Krankenhäusern. Wir werden versuchen Informationen zu bekommen, ob es wirklich so ist, dass die Krankenhäuser vom Stromausfall nicht betroffen sind, denn normal werden nur die wichtigsten Bereiche einer Klinik durch Netzersatzanlagen mit Strom versorgt. So beispielsweise die Intensivstation sowie die OP-Säle. In Deutschland kann nicht die gesamte Klinik über eine Netzersatzanlage mit Strom versorgt werden. Dafür sind die Anlagen nicht ausgelegt.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in Spanien anders ist.
An dieser Stelle sei noch kurz erwähnt, dass das Zusammenführen bei solchen Netztrennungen (Spanien und Portugal) mit dem restlichen europäischen Verbundsystem kritisch sind. Es müssen die einzelnen Inseln wieder synchron sein, was die Netzfrequenz angeht, also 50 Hz. Und erst dann können die Bereiche wieder zusammengeführt werden. Simulationen zeigen, dass dieser Vorgang nicht ohne Gefahr ist.
Die folgende Grafik zeigt den entsprechenden Leistungseinbruch um 12:30 Uhr in Spanien. Das ist ein Ausfall von ca. 16 GW in wenigen Sekunden!!

Quelle: www.demanda.ree.es
Frequenzabfall bei uns zur gleichen Zeit
Heute Morgen um 12:34 Uhr kam es zu einem Frequenzabfall im europäischen Verbundsystem. In ca. 30 Sekunden ist die Frequenz auf 49,845 Hz gefallen, was einem Leistungsdefizit von ca. 2,2 GW entspricht. Das sind fast 2 Großkraftwerke.
Ab einer Frequenz von 49,800 Hz werden Lastabwürfe zur Stabilisierung des Stromnetzes durchgeführt. Wir waren noch um 0,045 Hz über diesen Wert.
Normal treten solche Frequenzsprünge zur vollen Stunden auf, da zu diesen Zeiten die Kraftwerkswechsel durchgeführt werden. So ein Frequenzsprung um 12:34 Uhr ist ungewöhnlich und auch in der Intensität.

Auf der folgenden Grafik von Electricica de Espana sieht man den Verlauf recht gut.
Die Gelbe Linie zeigt die Stromnachfrage in Spanien, welche ab 9 Uhr sinkt. Gleichzeitig steigt die PV-Einspeisung (Orange Fläche) an. Die Differenz zwischen gelber Linie (Verbrauch) und der farbigen Fläche ist die Überproduktion in Spanien.
Dieser zu viel produzierte Strom wurde in die Nachbarländer exportiert.
- Marokko: 745 MW
- Portugal: 2755 MW
- Frankreich: 1023 MW
Dann ist zu vermuten, dass es ein Problem mit dem Export des zu viel produzierten Stroms gab. Das dies so war, zeigt sich in dem Frequenzabfall zur gleichen Zeit auf 49,845 Hz bei uns, was einer Netzlastdifferenz von 2223 MW führte.
Da nun der in Spanien zu viel produzierte Strom nicht mehr abtransportiert werden konnte, gibt es eine Überproduktion in Spanien, was zu einem Frequenzanstieg führte. Eine zu hohe Frequenz wiederum führt dazu, dass sich Kraftwerke abschalten. Hier viele PV-Anlagen.
Hier kommt es dann darauf an, wie schnell die Frequenz ansteigt. Steigt diese sehr schnell an, von was man hier ausgehen kann, dann werden sich in sehr kurzer Zeit viele PV-Anlagen abschalten. Vermutlich zu viele.
Da aber zu der Zeit nur 10% des Stroms über regelbare Kraftwerke produziert wurde, hat man keine Möglichkeit mehr, die Frequenz und das Netz zu stabilisieren, was dann zu einem Blackout führt.

Quelle: www.demanda.ree.es
Auch in Deutschland haben wir oft die Konstellation, dass wir zu viel Strom im Netz haben. Das ist dann der Fall, wenn an Wochenenden oder an Feiertagen viel PV-Strom oder Strom über Windkraftanlagen eingespeist wird. Das ist vor allem an Tagen ein Problem, an welchen die Industrie nicht produziert und dann in Deutschland wesentlich weniger Strom benötigt wird. Das zeigt sich immer dann, wenn der Strompreis negativ wird. Dann haben wir die Konstellation, das wesentlich mehr Strom produziert wird, als eigentlich 'verbraucht' wird. Und dieser Strom MUSS exportiert werden. Ist das nicht möglich, müssen Regionen vom Stromnetz getrennt werden und damit die PV-Anlagen, welche zu viel Strom produzieren.
Der Vorfall in Spanien hat viele Ähnlichkeiten mit dem Vorfall am 08.01.2021 in Kroatien, wodurch das europäische Verbundsystem in 2 Teile aufgetrennt wurde. Auch hier wurde über weite Strecken sehr viel Strom transportiert, bis es zu einer Sicherheitsabschaltung eines 400.000 Volt-Umspannwerkes in Kroatien kam. Somit war in Osteuropa zu viel Strom vorhanden, was zu Notabschaltungen von Kraftwerken führte und in Westeuropa war zu wenig Strom vorhanden, was zur sofortiger Abschaltung einer 400.000 Stromleitung in Frankreich und Italien führte. Gleichzeitig wurden sämtliche Regelreserven aktiviert und von allen verfügbaren Kraftwerken eine höhere Stromeinspeisung angefordert. Nach einer Stunde konnten die aufgetrennten Netzteile wieder zusammengeführt werden.